Vom Wolf zum Haushund. Die Verbindung zwischen den Menschen und ihren Hunden sind in der gesamten Tierwelt einzigartig. Die Hintergründe werden seit Jahren immer tiefer erforscht. Bisher sind schon einige interessante und für dein Leben mit deinem Hund prägende Informationen gewonnen worden. Ich möchte dir den aktuellen Stand der Wissenschaft preisgeben und die für dich daraus resultierenden Möglichkeiten für deine Beziehung zwischen dir und deinem Hund eröffnen. Der ein oder andere Erziehungstipp bleibt dabei nicht außen vor.

  1. Die ersten Begegnungen mit dem Wolf
  2. Wie der Haushund erziehbar wurde
  3. Der Haushund und seine Ernährung
  4. Die optische Anpassung der Haushunde
  5. Was hat der Haushund heute noch mit dem Wolf gemeinsam?
  6. Wie hilft uns das nun bei der Erziehung?
  7. Wie fundiert ist diese Erziehungsgrundlage?

 

Die ersten Begegnungen mit dem Wolf

Knochenfunde schicken uns ca. 15.000 Jahre zurück. In eine Zeit, in der jeder in der Natur nur ums überleben kämpfte, im zentralen Europa, heutiges Deutschland. Das Futter war rar und hart umkämpft. Jeder war des anderen Feind. Aus Ihrer Not heraus begannen der Wolf und der Hund gemeinsam zu arbeiten. Zu Beginn aus großer Entfernung. Die Wölfe hetzten im Rudel das Wild zusammen und trieben es den Menschen entgegen. Diese warteten und erlegten die Tiere ohne großen Aufwand. Anschließend teilen sie sich die Beute. Im Laufe der Zeit wurde diese gemeinsame Jagd immer ernster und enger. Erste Wolfsjungen wurden von den Menschen aufgenommen.

Es dauerte viele hundert Jahre, bis sich auch biologisch der Wolf so weiter entwickelte, dass er von Menschen gezüchtet wurde und auch erziehbar wurde. Dabei war zu jedem Zeitpunkt die Futterabhängigkeit der Fokus und der Mittelpunkt der Beziehung. So wurde aus dem Canis lupus der Canis lupus familiaris. Der Haushund.

 

Wie der Haushund erziehbar wurde

Wie genau es der Mensch schaffte den Wolf so zu entwickeln, dass er sich vom Wesen und schließlich auch optisch so anpasste, dass man ihn erziehen konnte (domestiziert), ist bisher nicht genau bekannt. Ein interessantes Experiment aus den 1950er-Jahren des russischen Biologen Dimitri Beljajew könnte Aufschluss darauf geben, wie es gelang.

Er hatte 150 Silberfüchse getrennt voneinander gehalten. Er untersuchte das Wesen und die Reaktion auf den Menschen jedes einzelnen Tieres. Beljajew paarte lediglich die Tiere, die von Natur aus ruhig und neugierig gegenüber den Menschen waren. Das Ergebnis 50 Jahre später ist erstaunlich. Die Füchse sind zutraulich und lernwillig und vertrauensvoll gegenüber dem Menschen geworden. Ebenso aber hat sich auch ihr äußeres geändert. Ihr Fell bekam weiße Flecken und einige bekamen Schlappohren. Man geht nun davon aus, dass es beim Haushund ähnlich war, jedoch über einen deutlich längeren Zeitraum.

Der Haushund und seine Ernährung

Die Entwicklung der Ernährungsumstellung des Hundes finde ich besonders interessant und hat meine Ansichten gegenüber der Ernährung meines Hundes etwas verändert. Der Mensch ist seit jeher ein überwiegender Pflanzenfresser gewesen. Fleisch gab seit der ersten Entwicklungen zum heutigen Menschen nur selten. Dass wir heute sie viel Fleisch essen hat andere Gründe, aber keine Biologischen. Es war also für den Hund damals von entscheidender Bedeutung, wenn er in der Lage war sich von den Essensresten der Menschen ernähren zu können. Diese bestanden nahezu vollends aus stärkehaltigen Pflanzenstoffen. Die Weiterentwicklung des Enzyms Amylase war von großer Bedeutung. Es ist das Enzym, das die Verstoffwechselung von Stärke in Zucker im Körper umsetzt. Ein heutiger Hund hat viermal so viel Amylase wie ein Wolf. Es ist also ein Fehlgedanke, dass Hunde keine bis wenig pflanzlichen Stoffe essen sollten. Im Gegenteil eine ausgewogene Fütterung ist empfehlenswert.

Damals konnten also nur die Hunde überleben, die sich auch an die Ernährung anpassten.

 

Die optische Anpassung der Haushunde

Der Haushund wurde natürlich auf den Reisen und der Bevölkerung seines Menschen mitgenommen. Dadurch wurde er auch gezwungen sich in Sachen Fell, Körpergröße etc. an seine neue Umgebung anzupassen. Ob der Mensch darauf Einfluss nehmen konnte und wenn ja, wie, ist bisher nicht bekannt. Eines ist jedoch, leider bekannt und bis heute sind die sogenannten Qualzuchten. Hunde, die eine spitz zulaufende Nase haben, haben sich auf natürlich Weise angepasst.

Im Mittelalter wurden erste Schoßhunde gewünscht. Wie genau sie es schafften, den Welpen den Schädel so zu entstellen, dass der Knochen sich nicht weiter entwickelte und der Schädel eine runde Form annahm ist bisher nicht im Detail erforscht. Es war aber mit großer Sicherheit keine angenehme Prozedur. Das Ergebnis sind hervorstehende Augen, verkürzte bis verkommene Atemwege und heraushängende Zungen. Was in manchen Rassen als Rassenideal angesehen wird, ist biologisch höchst verwerflich und demonstriert die Macht und Skrupellosigkeit, die der Mensch bei seinen Tieren an den Tag legt.

 

Was hat der Haushund heute noch mit dem Wolf gemeinsam?

Beide Tiere gehören derselben Art an, deren Genetik zu 99 % übereinstimmt. Es wäre daher biologisch möglich, dass sich ein Chihuahua mit einem Wolf vermehrt. Daher können auch beliebige Rassen miteinander gekreuzt werden. Der Haushund hat sich neben seinem Äußeren und der Größe in zwei Punkten so stark angepasst, dass es heute zu der eingangs erwähnten besonderen Beziehung geführt hat. Zum einen ist es die Ernährung die Hunde auch abhängig von einem Menschen gemacht hat, aber auch sein erlerntes verhalten. Er hat über die Jahrtausende gelernt und in sein komplettes Wesen instinktiv veranlagt, dass er uns hat ihn in seinem Leben zu unterstützen.

In Österreich gab es hierzu ein interessantes Experiment. Dabei wurden einem Hund und einem Wolf dieselbe Aufgabe gestellt. Es wurde eine Beute unter einem festgeschraubten Metallsieb versteckt. Der Wolf versuchte vehement und ohne Unterlass an die Beute zu kommen, was technisch ja gar nicht möglich war. Der Hund hingegen versuchte es relativ kurz, bis ihn der Frust erreichte und er anschließend Hilfe bei seinem Frauchen suchte. Dies zeigt uns ziemlich klar, dass es für Hunde klar geworden ist, wer für Ihre Bedürfnisse zuständig ist und bei wem sie Hilfe suchen.

 

Wie hilft uns das nun bei der Erziehung?

Ich möchte hier jetzt keine großen Erziehungstipps geben, allerdings meinen Grundsatz der Hundeerziehung erläutern. Für mich gilt als Grundlage der Erziehung die feste Bindung und das absolute und uneingeschränkte Vertrauen meines Hundes mir gegenüber, dass er genau zwei Dinge weiß. Es gibt für ihn keine Notwendigkeit ein Bedürfnis woanders als bei mir stillen zu müssen und er weiß, dass alle Entscheidungen, die ich für ihn treffe, also auch alle Kommandos, richtig sind, für ihn genau in diesem Moment auch komplett umsetzbar sind und sie für ihn nur Vorteile bieten. Letzteres beschreibe ich dann, dass er mich als souveränen Anführer sieht. Ein verständliches Beispiel sind hier ausgebildete Schutzhunde, deren Grundvertrauen so weit geht, dass sie blind in einen Abgrund springen würden, denn sie gehen davon aus, dass es gut für sie ausgeht, um es überspitzt auszudrücken.

Was bedeutet das nun im Umkehrschluss für unseren Alltag. Lerne deinen Hund kennen und lerne ihn zu lesen. Hunde kommunizieren nahezu ausschließlich nonverbal. Bellen und jaulen treten erst dann ein, wenn alles andere nicht funktioniert hat oder kann, weil keiner da ist. Entstandene Fehlverhalten haben daher immer einen Hintergrund im Flaschen Umgang oder fehlendem Verständnis für das Tier. Sie können daher nicht mit dem antrainieren von neuen Kommandos überdeckt werden, sondern müssen im Ansatz erkannt und verändert werden.

Beispiel, wenn dein Hund am Gartenzaun oder Fenster alles anbellt, dann hast du es bevor das losging immer verpasst, seine Anzeichen zu erkennen. Er hat die oft versucht, durch Körpersprache anzuzeigen, dass da etwas ist und du hast nicht darauf reagiert und gezeigt, dass du die Situation für ihn einschätzt. Eines Tages hat er angefangen zu bellen, weil er sich nicht anders zu helfen weiß, denn du löst die Situation ja nicht. Weder klärst du diese, noch kümmerst du dich um den „Eindringling“.

Diese Erziehungsgrundlage basiert nun eben genau auf dem Gedanken, dass der Haushund eins ein Wolf war, der sich uns angepasst hat und in Abhängigkeit geraten ist. Dabei aber im Grundwesen noch ein Rudeltier ist, das eine souveräne und ruhige besonnen Führung bedarf. Der Leitwolf ist kein innerhalb der Gruppe aggressiver und unerreichbarer Führer, sondern ein fürsorglicher, und bedarfsgerechter Leader. Natürlich nur solange er so auch akzeptiert wird.  Das wird dann aber mit Konsequenz und der Verdeutlichung, wer hier von wem abhängig ist klargemacht.

Wie fundiert ist diese Erziehungsgrundlage?

Wie eingangs erwähnt, sind wir noch lange nicht weit genug in der Forschung, um den perfekten Weg zu finden. Es gibt andere Ansätze, die ebenso erfolgreich sind, wenn auch mit anderen Ansätzen und Methoden. Die Diskussion, ob diese jetzt artgerecht sind oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden, hier gibt es kein Schwarz und kein weiß. Ich persönlich finde in der gesamten Erziehung am Ende nur eines essenziell.

Der Hund ist ein Tier, das ein klare und strukturierte Erziehung benötigt, damit er gesund und sicher durchs Leben gehen kann. Eine zu freie und liberale Erziehung ist ebenso kontraproduktiv wie eine zu strenge, wenn er als Haushund gehalten wird und nicht als Arbeitstier. Ein Hund benötigt Auslauf, Bewegung und sozialen Kontakt. Daher ist ein sicherer Rückruf ohne Leine und eine Sozialisierung mit Artgenossen von großer Bedeutung. Zum Schutz für ihn aber und auch besonders für andere Menschen und Hunde.

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